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Weihnachtsbräuche Istriens

Weihnachts-Vigil

In Istrien wurde der Nachmittag und Abend vor Weihnachten „Weihnachts-Vilija/Bilija“ genannt, was vom lateinischen „vigilia“ kommt und Wache bedeutet. In Istrien gingen die Dorfbewohner früher zur „Weihnachts-Vigil“, um ihre Häuser und alles, was sie besaßen, zu segnen. Am Abend beteten sie gemeinsam und besuchten die Mitternachtsmesse, während sich zu Weihnachten nur die Großfamilie zu einem festlichen Mittagessen traf.

Traditionelle Kulinarik zur Weihnachtszeit

Am Abend vor Weihnachten (Vigil) aßen die Bewohner von Istrien Fasten-Gerichte, fleischlose Minestrone, Kohl, Polenta, Fisch und Kabeljau (Bakala), Wirsing mit Knoblauch und „Fritule“ - Krapfen aus Hefeteig mit Rosinen, in Öl frittiert. Zum Weihnachtsessen gönnten sich die Menschen andere festliche Gerichte, vor allem Schweinefleisch, da es die Zeit der Hausschlachtung war, und ein etwas besseres Brot, genannt „Poprtnjak“. Dieses Brot erhielt seinen Namen, weil es mit einer Tischdecke (slow. „Prt“) bedeckt war, da es bis zum Dreikönigstag haltbar sein musste. Bekannt waren auch „Bovške krafe“ - mit Trockenfrüchten, Birnen, Quitten und Äpfeln gefüllte Krapfen.

Wacholder und „Kartolina“

In den istrischen Dörfern gab es keine Krippen, da sie sich diese nicht leisten konnten. Nur Kirchen und einige wohlhabendere Bürgerhäuser hatten Krippen. Meistens hatten die Dorfbewohner „Kartolina“, eine klassische Postkarte mit Motiven der Heiligen Familie, die sie an einem schönen Platz auf einer Anrichte oder in einer sichtbaren Ecke mit einem Kruzifix platzierten, das sie mit Grünpflanzen verzierten. Für den Weihnachtsbaum fällten sie einen Wacholderbaum und dekorierten ihn mit getrockneten Apfel-, Birnen-, Kaki-, Quitten-, Orangen-, Walnuss- und Karamellstücken. Jedes Haus musste „Lumin“ anzünden, eine selbstgemachte flüssige Kerze aus hausgemachtem Öl, gemischt mit Wasser, mit einem Docht, der in einem Stück Kork steckte.

Die große Bedeutung des Segens

Am Heiligabend versammelte sich die Familie, damit der Vater das Feuer anzünden konnte. Sie legten einen gesegneten Olivenzweig auf das Feuer, der angenehm duftete. Die Mutter ging dann mit diesem Zweig und dem Behälter mit gesegnetem Wasser durch alle Räume im Haus und nach draußen. Gleichzeitig beteten sie den Rosenkranz und sangen Weihnachtslieder. Die Dorfbewohner glaubten, dass diese Art von Segen ihnen eine gute Ernte bringen und sie vor dem Bösen schützen würde. Am Tag nach Weihnachten, am Stephanstag, brachten die Dorfbewohner zur Segnungsmesse das Salz mit, das dem Vieh gegeben und zur Konservierung des Fleisches verwendet wurde, denn vor Weihnachten war die Zeit der Hausschlachtung.

„Portoni“, verziert mit Grünpflanzen

Am Heiligabend schmückten die Hauswirte die Hauseingänge, im istrischen Dialekt „Portoni“ genannt, mit Grünpflanzen, insbesondere mit Oliven-, Lorbeer- und Rosmarinzweigen. Diese Grünpflanzen sollten böse Geister abwehren.

Das Licht des schwelenden Baumstumpfes

Am Abend vor Weihnachten wurde ein Eichenholz-Stumpf bzw. Weihnachtsstumpf auf die Feuerstelle gestellt, sodass dieser langsam glimmte und so kontinuierlich Licht ausstrahlte. Einige opferten ihm auch Essen und Trinken. Valvasor erwähnt in seinen Werken auch, dass „die Leute dem Stumpf einen vollen Löffel von jedem Gemüse oder jeder Suppe und ein Stück von jedem anderen Gericht geben sollen.“ Das Verbrennen des Weihnachtsstumpfes soll der geschwächten Wintersonne helfen und ihr Wärme spenden. Er symbolisierte die Vorherrschaft des Lichts über die Dunkelheit, den Winter, das Gute über das Böse und damit auch die Geburt Jesu.

Istrische Bräuche am Silvesterabend

Tag der unschuldigen Kinder am letzten Tag des Jahres

Am Vorabend des Silvesterabends fanden feierliche Rundgänge statt, die in Istrien „Tepežnica“ genannt wurden. Es soll eine Erinnerung an die Ermordung der Kleinkinder durch Herodes in Bethlehem sein. So schlugen Menschen bei einem rituellen Rundgang durch die Häuser andere mit einer Rute oder einem Schlagstock, was den Menschen Lebenskraft übertragen sollte. Wenn ein Kind das Haus besuchte, musste es beschenkt werden. Manche „schlagen“ auch die Reben im Weinberg, um eine gute Ernte zu erzielen.

Koledari-Lieder

Ein weiterer ritueller Gruppenrundgang durch die Häuser, diesmal in Form eines Chores, der zu Neujahr von Haus zu Haus zog, besondere Weihnachtslieder sang und eine fröhliche Melodie durch das ganze Dorf brachte.

Wahrsagen und „Bitten um eine gute Hand“

Früher kannten die Menschen Silvester nicht so, wie wir es heute kennen. Am Silvesterabend wurde traditionell Wahrsagerei durchgeführt. Am ersten Tag des neuen Jahres, bis zum Dreikönigstag, gingen Kinder von Haus zu Haus und baten um eine „gute Hand“, was bedeutete, dass sie den Menschen eine gute Ernte wünschten. Die Dorfbewohner beschenkten die Besucher mit Walnüssen, Haselnüssen, Mandeln, Orangen, getrockneten Feigen, Johannisbrot und anderen Leckereien. Zum Dank riefen die Kinder „Buh dej hlete več!“, was bedeutete „Gott gebe nächstes Jahr mehr“.

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